Patienten, die aufgrund von Arthrose Hüftschmerzen haben, sind uns gut bekannt. Sie weisen ein meist eindeutiges klinisches Muster auf, und die konservative Behandlung stellt uns vor keine große Herausforderung.
Kniffeliger wird es, wenn wir es mit jungen Erwachsenen zu tun haben, bei denen der Hüftschmerz sich noch nicht über degenerativen Verschleiß erklären lässt, die aber auch dem Alter entwachsen sind, in dem Abweichungen wie eine Epiphysiolyse oder Legg Perthes die Ursache sein könnten.
Bei diesen Patienten könnte ein Hüftimpigment die Ursache der Beschwerden sein. Bei einem Femur-Acetabulair Impigment, kurz FAI, kommt es zu einem Anschlag des Femur(hals) am Acetabulum, der zur Schädigung der Gelenkstrukturen führt.
Diese Läsion provoziert eine Reaktion in den extrartikulären Strukturen, es kommt zum Kapselmuster und Hypertonus in der gelenknahen Muskulatur, was eine Raumenge im Gelenk fördert.
In den wenigsten Fällen entwickelt sich ein Hüftimpigment bei anatomisch unauffälligen Hüften. Meist handelt es sich dann um Menschen, die durch ihren Sport eine große Beweglichkeit in der Hüfte erreicht haben und kraftvolle Bewegungen ausführen. Überdurchnittlich oft sind Taekwandosportler oder Kickboxer betroffen aber natürlich auch Tänzer.
In den meisten Fälle aber gibt es anatomische Voraussetzungen am Femurhals und/oder -kopf oder am Acetbulum, die das FAI begünstigen.
Bei einer Veränderung im Bereich des Femur handelt es sich meist um einen verkürzten und verdickten Femurhals. Dies wird als ein CAM Impigment bezeichnet. Der verfrühte Kontakt verletzt zunächst den acetabulären Knorpel, später kommt es zu Einrissen im Labrum.
Bei dem veränderte Acetabulum kommt es zu einer vermehrten Überdachung, was das verfrühte Anschlagen bewirkt. Man spricht von einem Pincer Impigment. Die Läsion betrifft an erster Stelle das Labrum. Mit der Zeit kommt es auch zu Veränderungen am Knorpel am Acetabulum.
Soweit die anatomische Vorausetzungen; aber wie kommen wir einem FAI auf die Spur? Können wir als Physiotherapeuten Symptome beseitigen? Wenn ja, welche Vorgehensweise ist geeignet?
In der Anamnese erfährt der Therapeut, dass der Patient Schmerzen in der Leiste hat. Je nach Schädigung treten die Schmerzen bei Belastung auf, später auch in Ruhe. Das junge Alter der Patienten, zwischen 20 und 40 Jahren ist ein Indikator für das FAI. Eine Adduktorentendopathie ist an dieser Stelle der Untersuchung auch noch in Betracht zu ziehen
Bei der Funktionsuntersuchung fällt eine eingeschränkte und schmerzhafte Innenrotation auf. Diese Einschränkung ist aber typisch für das Kapselmuster der Hüfte, was auch bei anderen Pathologien entstehen kann.
Typischerweise ist bei einem FAI auch die Flektion deutlich schmerzhaft, vor allem kombiniert mit der Adduktion und dies am deutlichtsen in der passiven Untersuchung. Damit ist dann auch die Differentialdiagnose zu aktiven Strukturen, wie die Adduktoren gestellt.
RX und RT mit Kontrastmittel geben weiteren Aufschluss. Klassische Merkmale der Arthrose, wie reduzierter Gelenkspalt und Sklerotisierung fehlen.
Soweit die Möglichkeiten zur Diagnose. Die Behandlungsmöglichkeiten sind für den Manualtherapeuten begrenzt.
Bei leichter Ausprägung können wir Symptome lindern und vielleicht weitere Schädigungen vermeiden.
Der Behandlungsplan besteht dann aus Optimieren der Bewegungsfreiheit. Dazu können wir die dreidimensionale Traktion mit Gurt nach Kaltenborn-Evjenth anwenden und mit Weichteiltechniken die umgebende Muskulatur detonisieren. Hierzu gehört die Eigendehnung. Weiterhin sollen Abduktoren und Außenrotaren auftrainiert werden, um das Gelenk zu zentrieren.
Oft ist ein chirurgischer Eingriff nicht zu vermeiden. In einer chirurgischen Luxation wird das Ausmaß der intraartikulären Schädigung beurteilt. Die Schäden an Strukturen wie dem Labrum werden behoben.
Je nach Abweichung wird der Femurhals getrimmt oder eine Resektion am Pfannenrand vorgenommen. Auch Umstellungsosteotomie des Acetabulum wird in machen Fälle nötig sein.
Nicht selten werden wir die Patienten also erst nach einer OP wiedersehen. Nichtdestotrotz können wir bei der Erkennung des FAI einen sehr wichtigen Beitrag leisten und somit die Lebensqualität verbessern sowie einen frühen Gelenkersatz vermeiden.
.
Hallo,
erst einmal ein großes Lob an die inhaltliche Qualität der Beiträge. Mich würde interessieren inwieweit die Ventralrotation des Iliums eine Rolle spielt bzw. der Tonus der an der Bewegung der Beteiligten Muskeln. Gibt es da mehr zum Nachlesen und ggf. wo?
Vielen Dank und bitte macht weiter so.
Hallo Pierre, danke für deine Nachricht. Aus ärtzliche Sicht wird über solche Funktionsstörungn nicht gesprochen, vor allem nicht aus chirurgische. Wenn ein Patient mit Impigment zu mir kommt, begutachte ich natürlich die gesamte UEX und Beckenregion und verscuche solche Fehlstellungen zu beheben. Ob dies ausreicht den erhöhten Knochenkontakt zu vermeiden, ist für mich fraglich. Ein ausgiebigenartikel zum Thema findest du noch in die PT zeitschrift juni 17 von Frank Diemer