Während der Nachbehandlung von Knieoperationen fragen die Patienten uns, wann sie wieder sportlich aktiv sein können.
Nach größeren Verletzungen, zum Beispiel nach einer Kreuzbandverletzung oder -OP bekommen die Patienten vom behandelenden Arzt meist ein Nachbehandlungsschema mit. Darin ist am Anfang sehr genau aufgeführt, was der Patient machen darf und es orientiert sich an den Wundheilungsphasen. Meist ist Joggen ab ungefähr 6 Monaten erlaubt, mit der Aufnahme von Kontaktsportarten wird geraten, 9 bis 12 Monate zu warten.
Aus der Physiologie ist bekannt, dass sich nach 120 Tagen 85% des Bindegewebes erneuert hat.
Neben der Messung der Beweglichkeit beurteilen wir die Belastbarkeit anhand der Kraft im Seitenvergleich.
Anhand dieser Eckdaten versuchen wir, dem Patienten eine Empfehlung zu geben über den Zeitpunkt, ab dem er wieder Sport treiben kann und ab dem die Gefahr, sich erneut zu verletzen gering ist.
Zunehmend finden dynamische Tests Eingang in die Beurteilung der Leistungsfähigkeit. Relevant für den Sport ist die Stabilität des Knies unter Sprungbelastung, Richtungswechsel beim Laufen, dynamische Haltungskontrolle usw. In der Literatur (Perraton L.; Sportphysio 2015) findet man eine Vielzahl von Tests. Wer in der Praxis viele Leistungssportler unter seinen Patienten hat, für den ist es angebracht, eine Vielzahl dieser Tests durchzuführen. Ich möchte drei valide Tests herauspicken die mit „Alltagsportlern“gut durchführbar sind, auch wenn kein Trainingsraum vorhanden ist. Die Messung und Beurteilung sind einfach.
Bei den dynamischen Tests wird der Limb Symmetry Index (LSI) erstellt. Dabei wird die Leistung des betroffenen Beins im Verhältniss zur Leistung des gesunden Beins betrachtet. Teilt man die Messung des betroffenen Beins durch die des gesunden, soll der LSI 90% oder mehr in drei Tests errreichen, bevor ein Wiedereinstieg in den Sport empfohlen wird. Valide sind die Tests nur dann, wenn der Patient seine maximale Leistung erbringt. Damit dies gelingt, soll er sich vorher aufwärmen und einige Probesprünge machen, um den Ablauf zu erlernen. Der Testsprung wird dann dreimal wiederhohlt, außer der Patient verbessert sich noch, dann wird weiter gesprungen.
Hop for distance und triple hop for distance Test: Aus den Stand macht der Patient einen beziehungsweise drei Sprünge vorwärts auf einem Bein und bleibt nach der Landung 2 sec. stehen. Der Abstand von Startlinie bis zur Ferse nach dem Sprung wird gemessen. Nach der oben genannten Methode wird der LSI ermittelt. Die Sensitivität für den triple hop ist größer als die für den hop Test. Die Aussagekraft von letzterem kann verbessert werden, wenn die Beinmuskulatur vor dem Test ermüdet wird.
Anspruchsvoller und mit einer hohere Sensitivität wird es, wenn bei den Sprüngen Richtungswechsel intergriert sind: Triple crossover Test. Die Einbeinsprünge erfolgen schräg vorwärts, da bei jedem Sprung ein Abstand von 15 cm zwischen 2 parallel geklebten Linien überquert werden muss. Es wird wie oben der LSI berechnet
Ein weiterer Sprungtest, der side hop Test, berücksichtigt die Kraftausdauer. Durch die seitliche Sprungbelastung wird vor allem die mediolaterale Stabilität getestet. Die Sensitivität ist von den genannten Tests am höchsten. Der Patient springt 30 sec. lang einbeinig seitwärts über 2 Linien die 40cm von einander entfernt sind. Es werden nur Sprünge gewertet bei denen die Linien nicht berührt werden. Es wird der LSI berechnet.
Persönlich finde ich die Wertung mit 90% als Minimum für einen Einstieg in den Sport streng. Recht viele „gesunde“ Probanten, mit denen ich diese Test durchgefüht habe, erreichen diesen Wert nicht. Trotzdem finde ich diese Testbatterie sehr sinnvoll. Die Interpretation erfolgt im Zusammenhang mit weiteren Untersuchungsbefunden und in Kommunikation mit dem Patienten über seine Vorstellungen von der angestrebten Sportbelastung.
Die Sport Aktivität muss dazu gerechnet werden. Tegner 7+ wird meist verwendet bei diesen Tests. Ausgehend von Wettkampfsporten mit schnellen Richtungswechseln und Körperkontakt sollte vor dem 9ten Monat bis hin zu 2 Jahren kein Wiedereinstieg IN die Wettkämpfe stattfinden (Training etc sind noch mal was anderes). Sport etc. wie laufen etc sind dabei absolut erlaubt.
Tatsächlich ist das Risiko für eine Wiederverletzung sehr hoch, wenn der OLHD-3H (One leg Hop for Distance – 3 Hops) oder hier Triple Hop for Distanz ab einem Wert von 98% LSI und höherer Motivation des Patienten noch einmal gefährlicher wenn es um das Risiko geht.
Auch fehlt die Qualitative Bewertungskomponente – habe dafür den LESS Test zb. gefunden, – Die Hüft und Kniebewegung müssen dabei noch mal zusätzlich betrachtet werden.
Valide sind diese Test also nur im Bezug dazu, dass Sie einen gesunden/normalen Seitenvergleich angeben, nicht dazu, ob Sie das Verletzungsrisiko vermindern.
Liebe Grüße!