Wie im Titel schon angedeutet geht es heute um die Balance – die Gleichgewichtsfähigkeit – und ihr Training: das Sensomotorische Training.
Was verbirgt sich dahinter? In welchen Fachbereichen wird es eingesetzt? Für welche Zielgruppen? Gibt es Unterschiede bei der Anwendung?
Sensomotorisches Training bezeichnet alle Maßnahmen zur Erzeugung von Sinneswahrnehmungen mit dem Ziel die motorische Ansteuerung zu optimieren. Mit Hilfe des Sensomotorischen Trainings wird also das Zusammenspiel von Sinnesorganen und Muskeln optimiert. Alle sensorischen Sinnesqualitäten werden einbezogen, Anpassungsmechanismen sind auf allen Ebenen des sensomotorischen Systems möglich (Information, Verarbeitung und Ausführung).
Sensomotorisches Training wird in verschiedenen Fachabteilungen eingesetzt – allerdings unter unterschiedlichen Gesichtspunkten.
Man unterscheidet zwischen
- Propriozeptives Training wird bei der Rehabilitation von Gelenkverletzungen durchgeführt, Zielstellung ist die aktive, muskuläre Stabilisierung eines Gelenkes. Angesprochen werden Informationen aus Rezeptoren von Gelenken, Muskeln und Haut, unterstützt durch akustische, taktile und visuelle Signale.
- Balancetraining ist fester Bestandteil bei der Rehabilitation neurologischer und orthopädischer Erkrankungen. Es beinhaltet Übungen der posturalen Kontrolle, genauer gesagt geht es darum, die Balance in verschiedenen Körperhaltungen oder bei bestimmten Aktivitäten zu erreichen – eine koordinative Leistung bei der Ausführung von Bewegung also.
Die therapeutischen Strategien zur Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit sind unterschiedlich. Es gibt nicht den EINEN Therapieansatz, zumindest nicht bei der Rehabilitation nach einem Schlaganfall (Pollock et al, 2014).
Wichtig ist jedoch, das Training motivierend, repetetiv, antizipatorisch und aufgabenorientiert zu gestalten. (Thomas und Mehrholz, 2016). Bei der Instruktion der Übungen sollte ein „Externer Aufmerksamkeitsfokus“ genutzt werden. In der Praxis sollen die Aufgaben anspruchsvoll und durchführbar sein, Fehlerkorrekturen werden selbst durch die Patienten erarbeitet. Die Therapeuten greifen sowenig wie möglich in die Handlungsabläufe ein.
Sensomotorisches Training wird u.a. in der Rehabilitation und Prävention von Sportverletzungen eingesetzt, vor allem bei den Ballsportarten. Wird es konsequent durchgeführt – so die Analyse im Frauenfußball (Knobloch & Martin-Schmitt, 2006) – nehmen Muskel- und Bandverletzungen deutlich ab. Sprunggelenk und Kniegelenk sind die am häufigsten verletzten Gelenke. Gefordert wird: niedrige Dosierung (25% des Repetionsmaximum), agressive, schnelle und instabile Reize, permanente Variation der Bewegungsaufgaben. 2-3 Einheiten pro Woche (Zart, 2009).
Literatur:
Mückel, S., Rutte, K., Mehrholz, J. Mobilität, Lokomotion, posturale Kontrolle nach Schädel-Hirn-Trauma. Neuroreha 2014, 6:131-135
Zart, S. (2009) Sensomotorisches Training
https://www.sportbund-pfalz.de/downloads.html?file=tl_files/…