In einem meiner vorangegangenen Artikel erläuterte ich die Durchführung des Kranio-Cervikalen-Flexionstestes von Gwendolen Jull. Für die Lendenwirbelsäule gibt es ebenso einen Test für den M. transversus abdominus. Für diesen Test kann wieder das Pressure Bio-Feedback (PBF-Gerät) genutzt werden. Somit wird ermöglicht die Kraft des Muskels bei Behandlungsbeginn, deren Kräftigung im Verlauf und bei Behandlungsende zu quantifizieren bzw. objektiv zu messen.
Der Test für den M. transversus abdominus wird in zwei Stufen durchgeführt.
Erste Stufe des Tests:
Bevor der eigentliche Test durchgeführt werden kann, muss man den Patienten instruieren, wie er den M. transversus abdominis aktiviert. Um dies zu erreichen, sollte der Patient zunächst über die Funktion und Relevanz des Muskels aufgeklärt werden.
Eine geeignete Ausgangsposition zum Erlernen des Unterbauch Einziehens ist der Vierfüßler Stand. In dieser Position ist die Propriozeption durch die Schwerkraft gesteigert. Nun soll der Patient seine Wirbelsäule in eine neutrale Position bringen und dabei seine gesamten Bauchmuskeln so gut wie möglich entspannen.
Nach dem der Patient einmal ein und ausgeatmet hat, soll der Patient seinen Unterbauch in Richtung Wirbelsäule ziehen, ohne dabei einzuatmen. Dies ist wichtig, da sonst der Patient durch Verringerung seines intrathorakalen Druckes die gleiche Bewegung simulieren könnte. Ebenso sollte keinerlei Bewegung der Wirbelsäule stattfinden. Die Muskelkontraktion sollte langsamen und kontrolliert erfolgen.
Wenn der Patient die Kontraktion beherrscht, soll er normal weiter atmen und die Kontraktion für 10 Sekunden halten. Danach soll der Patient den Muskeln wieder langsam und kontrolliert entspannen. Dieser Vorgang sollte öfter geübt werden, damit der Patient den folgenden Test sauber ausführen kann. Nicht selten tritt gerade zu Beginn eine rasche Ermüdung auf. Ist dies der Fall sollte der Test auf die nächste Sitzung verschoben werden.
Zweite Stufe des Tests:
Beim eigentlichen Test liegt der Patient auf den Bauch. Diese Position ist schwieriger als der Vierfüßler Stand. Jedoch findet man so leichter jene Patienten die dieses spezifische Training benötigen.
In Bauchlage – die Arme des Patienten liegen seitlich – wird das PBF so platziert, dass das distale Ende des Kissens in einer Linie mit den SIAS liegt. Das Kissen wird auf einen Druck von 70 mmHG aufgepumpt. Nun wird vom Patienten die gleiche Bewegung durchgeführt wie zuvor im Vierfüßler Stand. Wenn die Kontraktion erreicht ist soll wieder normales Atmen aufgenommen werden, ohne die Spannung des Muskels zu verlieren.
Eine Verringerung des Druckes um 6-10 mmHG gilt als ein normales Ergebnis. Wenn der Patient diese Druckverminderung schafft, wird im Anschluss die Haltekapazität des Muskels getestet. Der Patient wird instruiert die Kontraktion des Muskels 10 mal für 10 Sekunden zu halten. Sollte der Patient dies nicht schaffen, trainiert er zu Beginn mit der Anzahl an korrekten Ausführungen und steigert dann im Verlauf auf 10 mal 10 Sekunden.
Literatur:
Richardson, C. / Gwendolen, J. /Hodges, P. / Hides, J.:
Therapeutic Exercises for Spinal Segmental Stabilization in Low Back Pain: Scientific Basis and Clinical Approach.
Churchill Livingstone, London 1999.
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