Jeder Gangzyklus wird in eine Standphase und eine Schwungphase unterteilt. Die Standphase nimmt 60 Prozent des Zyklus ein und ist der Teil, bei dem sich der Fuß auf dem Boden befindet. Sie beginnt mit dem Fersenkontakt (Initial contact) auf dem Boden.
Die Schwungphase nimmt 40 Prozent des Gangzyklus ein und ist der Zeitraum, in dem sich der Fuß in der Luft befindet und u. a. mit Schwung das Bein vorwärts bewegt wird. Sie beginnt mit dem initialen Schwung (Initial swing), dem Abheben des Fußes vom Boden bzw. dem Abheben der Zehen.
Stand- und Schwungbeinphasen werden in weitere Teilphasen unterteilt. Die Unterteilung erfolgt in fünf Stand- und drei Schwungphasen. Gemeinsam gewährleisten sie Gewichtsübernahme, Einbeinstand und Vorwärtsbewegung des Schwungbeines. Im Folgenden werden die einzelnen Phasen näher erläutert.
Standbeinphasen
Initial Contact (Initialer Bodenkontakt):
Hierbei wird die Stoßdämpfung vorbereitet. Das obere Sprunggelenk ist dabei 0 Grad beweglich und die Dorsalflexoren sind aktiv. Das untere Sprunggelenk befindet sich in Eversion und das Kniegelenk ist annähernd gestreckt.
Loading Response (Belastungsantwort):
Darauf kommt es zur Stoßdämpfung, wobei die gewichtstragende Beinstabilität gewährleistet werden soll. Ebenso wird die Vorwärtsbewegung aufrechterhalten. Im unteren Sprunggelenk liegt eine Eversion vor. Je nach Grad der Knieflexion (diese ist abhängig von der Geschwindigkeit und kann bis zu 30 Grad betragen) kommt es zu einer exzentrischen Kontrolle der Dorsalflexoren und des M. quadriceps. Ebenfalls exzentrisch arbeiten die Hüftextensoren, -abduktoren, -außenrotatoren sowie die unteren Rumpfextensoren.
Mid Stance (Mittlere Standbeinphase):
Es kommt zur Vorwärtsbewegung bis über den Vorfuß und es muss die Bein- und Rumpfstabilität gewährleistet werden. Dem schließt sich eine Inversion mit Vorfußpronation im unteren Sprunggelenk an. Die Peronäen sind dabei aktiv. Des Weiteren gibt es eine konzentrische Aktivität der Hüftextensoren, -abduktoren und -außenrotatoren. Das Hüftgelenk und Sprunggelenk befinden sich in Neutral-0-Stellung. Es folgt eine exzentrische Aktivität der Hüftflexoren und -abduktoren sowie der Plantarflexoren.
Terminal Stance (Standphasenende):
Nun kommt es zur Vorwärtsbewegung über das stützende (Standbein) hinaus. Dabei werden die Plantarflexoren schnell, explosiv und konzentrisch aktiviert. Die Zehen-grundgelenke sollten dabei eine Extensionsbeweglichkeit von 20 Grad haben. Das Hüftgelenk wird in 10 Grad Extension bewegt. Dies wird exzentrisch über die Hüftflexoren kontrolliert.
Pre Swing (Sprungphasenvorbereitung):
In dieser Phase erfolgt die vorbereitende Positionierung für die Schwungbeinphase. Dabei übernimmt das kontralaterale Bein das Gewicht in die Stoßdämpferphase. Das obere Sprunggelenk wird in 20 Grad Plantarflexion, das Kniegelenk in 40 Grad Flexion und die Zehengrundgelenke bis 60 Grad Dorsalflexion bewegt.
Schwungbeinphasen
Initial Swing (Initiale Schwungphase):
Der Fuß wird vom Boden abgehoben und das Bein wird nach vorn bewegt. Das Hüftgelenk bewegt sich darauf in Richtung Flexion und Innenrotation. Durch das kontralaterale Bein wird Stabilität gewährleistet. Im oberen Sprunggelenk und in den Zehengelenken sind die Dorsalflexoren aktiv. Der Vorfuß befindet sich dabei in Pronation.
Mid Swing (Mittlere Schwungphase):
Das Bein wird weiter nach vorn gebracht. Ebenso wird der Abstand zwischen Fuß und Boden gewährleistet. Der Vorfuß befindet sich immer noch in Pronation und die Fuß- und Zehenextensoren werden aktiviert. Das Hüftgelenk beginnt sich in Außenrotation zu drehen.
Terminal Swing (Terminale Schwungphase):
Das Nachvornebringen des Beines wird in der terminalen Schwungphase beendet und das Bein wird auf den nächsten Gangzyklus mit dem initial contact vorbereitet. Durch die Beschleunigung bewegt sich das Kniegelenk in Extension. Abgebremst wird es durch eine exzentrische Aktivierung der Knieflexoren und Hüftextensoren.
Literatur:
Götz-Neumann K.
Gehen verstehen: Ganganalyse in der Physiotherapie.
Stuttgart: Georg Thieme Verlag 2006. 2. Auflage und 3. Auflage
Horst R.
Motorisches Strategietraining und PNF.
Stuttgart: Georg Thieme Verlag 2005.
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