Immer mehr Patienten kommen mit einem Rezept vom Zahnarzt in die physiotherapeutischen Praxen. Auf diesem Rezept liest man dann die Diagnose Craniomandibulaere Dysfunktion oder kurz CMD. Der verantwortungsvolle Manualtherapeut ueberprueft diese Diagnostik, indem eine gruendliche manualtherapeutische Untersuchung durchgefuert wird. Aber wie erkennt man eine CMD? Und gibt es aus der Forschung hilfreiche Evidenz um diese zu behandeln? Die erste Frage laesst sich mit einer spezifischen Anamnese und einem CMD-Screening beantworten. Dazu fragt man den Patienten folgendes in der Anamnese bzw. untersucht es im Untersuchungsgang:
Kennen Sie mindestens einmal pro Woche auftretende Kopfschmerzen?
Kennen Sie Gesichtsschmerz und/oder Zahnschmerzen?
Haben Sie Tinnitus/Schwindel/Muedigkeit?
Ist Ihre Mundoeffnung eingeschraenkt (<40mm)?
Ist die Mundoeffnung asymmetrisch?
Gibt es Geraeusche oder Schmerzen bei der Mundoeffnung?
Sind zwei bis drei Muskeln auf der betroffenen Seite palpationsschmerzhaft?
Laesst sich eine Mittellinienverschiebung, Abrasionen oder Zungen- bzw. Wangenimpressionen erkennen?
Um die Diagnose CMD zu bestaetigen sollten mindestens zwei der Fragen mit „ja“ beantwortet werden, ansonsten ist die Diagnose CMD eher unwahrscheinlich.
Konnte man die Symptome zu einer CMD zuordnen, gilt es nun die Struktur herauszufinden die hauptsaechlich gestoert ist. Dazu ist der folgende Diagnosealgorithmus hilfreich:
Handelt es sich um eine Myoarthropathie, sind die Hauptstoerquellen die Muskeln. Hierbei zeigen sich zwei oder mehr Muskeln palpationsschmerzhaft, der anamnestische Schmerz ist der an der gleichen Stelle wie bei der Palpation und die Kieferoeffnung ist schmerzfrei und nicht bewegungseingeschraenkt.
Handelt es sich um eine Diskusverlagerung findet man ein knacken bei der Mundoeffnung oder beim Mundschluss, eine signifikante Einschraenkung der Mundoeffnung und Schmerzen bei der Traktion und bei passiven Bewegen in der Untersuchung.
Die Untersuchungsergebnisse die fuer eine Arthritis oder Arthrose sprechen sind Palpationsschmerz, Bewegungseinschraenkung bei aktiver und passiver Bewegungsuntersuchung, Krepitationen, Schmerzen bei aktiver Mundoeffnung, Traktion und Kompression.
Mit aktuellen Forschungsergebnissen laesst sich die zweite Frage beantworten. Die Interventionen, die am effektivsten sind, sind manualtherapeutische Behandlungen, Verhaltensaenderung durch Biofeedback und das Tragen einer angepassten Schiene. Anhand der Durchfuehrung der Diagnostik und Behandlung wird ersichtlich, dass Manualtherapeuten eine sehr wichtige Aufgabe bei der Therapie von Patienten mit einer CMD haben.