Schmerz ist eines der Hauptsymptome weshalb sich Patienten in der Physiotherapie vorstellen. In diesem Beitrag werden einige wichtige Punkte vorgestellt, die Therapeuten bei der Behandlung von Schmerzpatienten beachten sollten.
Beruhigung – Nutze die affektive (Aufbau einer therapeutischen Beziehung) und kognitive Beruhigung (klinische Untersuchung, Ausschluss von ernsthaften Pathologien, Erklärungen zur Prognose) als Grundpfeiler einer patientenorientierten Interaktion mit dem Patienten. „Eine gute Rückversicherung ist ein sehr gutes Schmerzmittel“. (Holt et a.2018, Pincus et al. 2013)
Angstfreies lockeres bewegen – Es ist wichtig dem Patienten die Angst und Sorge vor bestimmten symptomatischen Haltungen/Bewegungen zu nehmen. Versuche langsam steigernd ihm das Gefühl der Sicherheit für Bewegung zurückzugeben. Statt ängstlich, verkrampft und mit hoher Konzentration, sollen die Patienten sich frei und mit einem guten Gefühl bewegen. (O’Sullivan et al. 2018, Hodges et al. 2019)
Starte leicht und steigere langsam – Finde zusammen mit dem Patienten eine Basis, die für Ihn erreichbar ist und ihm ein sicheres Gefühl gibt. An diesem Startpunkt kann er beginnen und sich in Folge langsam steigern. Der Patient versucht in seinem eigenen Tempo die Qualität/Quantität von Bewegungen zu verbessern und dann die Anforderungen zu steigern. Der Therapeut hilft Ihm auf diesem Weg. (Nijs et al.2020, Veenhof et al. 2006)
Beschäftige dich mit dem Menschen – bevor Du mit der Behandlung startest. Gehe auf die Bedürfnisse der Patienten ein und Frage nach, ob sie etwas beunruhigt, Aufklärungsbedarf besteht oder was dem Patienten für die Behandlung wichtig ist! (Louw et al. 2020)
Erfolg statt Misserfolg – Häufig muten sich Patienten zu viel zu und werden dadurch in ihrem Rehabilitationsprozess zurückgeworfen. Beginne mit dem Patienten auf einem deutlich niedrigeren Niveau mit dem Ziel, Erfolgserlebnisse zu schaffen. Daher sollten die Trainingsprogramme so konzipiert sein, dass der Patient es mit einem guten Gefühl verbinden und auch beenden kann. Therapieerfolge sind von enormer Wichtigkeit und fördern die Motivation weiter zu machen. (Nielson et al. 2013)
Ein auf und ab – Vermittle deinem Patienten, dass der Heilungsprozess vor allem bei Schmerzen, die das Nervensystem betreffen, niemals nur in eine Richtung zeigt. Es ist ein ständiges auf und ab. In einem Moment fühlt es sich gut an und im nächsten kann er dich verrückt machen. Damit der Patient mit den Symptomen umzugehen lernt, ist eine realistische Einschätzung des Verlaufes wichtig. (Gifford 2014)
Literatur:
Gifford, Louis. „Aches and pains.“ CNS, 2014.
Hodges PW, van DieënJH, CholewickiJ. Time to Reflect on the Role of Motor Control in Low Back Pain. J OrthopSports Phys Ther. 2019 Jun;49(6):367-369.
Holt N, Mansell G, Hill JC, Pincus T. Testing a Model of Consultation-based Reassurance and Back Pain Outcomes With Psychological Risk as Moderator: A Prospective Cohort Study. Clin J Pain. 2018 Apr;34(4):339-348.
Louw A., Puentedura, E., Schmidt, S., Zimney, K. (2020). Integrating Manual Therapy and Pain Neuroscience: Twelve principles for treating the body and the brain. Orthopedic Physical Therapy Products.
Nijs J, IckmansK, BeckwéeD, LeysenL. Behavioral Graded Activity+ (BGA+) for Osteoarthritis: A Paradigm Shift from Disease-Based Treatment to Personalized Activity Self-Management. J Clin Med. 2020 Jun 9;9(6):1793.
Nielson WR, Jensen MP, KarsdorpPA, VlaeyenJW. Activity pacing in chronic pain: concepts, evidence, and future directions. Clin J Pain. 2013 May;29(5):461-8.
O’Sullivan PB, CaneiroJP, O’Keeffe M, Smith A, DankaertsW, FersumK, O’Sullivan K. Cognitive Functional Therapy: An Integrated Behavioral Approach for the Targeted Management of Disabling Low Back Pain. Phys Ther. 2018 May 1;98(5):408-423.
Pincus T, Holt N, Vogel S, Underwood M, Savage R, Walsh DA, Taylor SJ. Cognitive and affective reassurance and patient outcomes in primary care: a systematic review. Pain. 2013 Nov;154(11):2407-16.
Veenhof C, KökeAJ, Dekker J, OostendorpRA, BijlsmaJW, van TulderMW, van den Ende CH. Effectiveness of behavioral graded activity in patients with osteoarthritis of the hip and/or knee: A randomized clinical trial. Arthritis Rheum. 2006 Dec 15;55(6):925-34.