Lange Zeit fiel es mir schwer Begriffe wie Hypermobilität, strukturelle Hypermobilität und klinische (funktionelle) Instabilität zu differenzieren. Mit Hilfe des stabilisierenden Systems nach Panjabi (1992), gelang es mir dann aber doch Erleuchtung in das Dunkel zu bringen. In meinem heutigen Post werde ich Euch dieses System kurz vorstellen und die Begrifflichkeiten dazu erläutern. Viel Spaß beim lesen.
Das stabilisierende System der Wirbelsäule nach Panjabi (1992) setzt sich aus drei Subsystemen zusammen. Dem passiven System, zu dem die Bandscheiben, die Facettengelenke inklusive Kapsel und den Ligamenten gehören. Das aktive System entspricht den Muskeln. Und das neurale System, welches zum einen für die Kontrolle und Steuerung zu ständig ist und zum anderen die Koordination der Muskelaktivität organisiert. Nur ein Zusammenspiel dieser drei Systeme bewirkt die Stabilität der Wirbelsäule. Jedoch können leichte Defizite in einem System durch die anderen kompensiert werden.
Die Ursachen für Defizite oder Störungen dieses Systems sind vielzählig. Dazu zählen Traumen (rezidivierend), Schwangerschaft, Degeneration und berufliche Überlastung, z.B. durch Schwerstarbeit oder Haltung, um nur einige Beispiele zu nennen. Häufig führen auch Sportarten, welche in Extensionshaltung mit anschließender schneller Flexion ausgeführt werden, über längere Zeit zu einer Störung des Systems. Ebenfalls an Infektionen und Metastasen im Bezug auf Red Flags während der Untersuchung sollte als mögliche Ursache gedacht werden.
Theorie der neutralen Zone nach Panjabi (1992)
Um Begriffe wie strukturelle Hypermobilität und klinische Instabilität besser zu verstehen, beschreibe ich im Folgenden kurz die Theorie der neutralen Zone nach Panjabi.
Panjabi nimmt eine Einteilung der physiologischen Bewegung in einem Segment vor. Die Einteilung erfolgt in eine Neutrale Zone (NZ) und eine Elastische Zone (EZ). Die NZ ist am Beginn der intervertebralen Bewegung, indem der Bewegung ein interner Widerstand entgegengebracht wird. Die EZ beginnt am Ende der NZ und geht bis zum physiologischen Limit der Bewegung. Der menschliche Körper ist bemüht die NZ in Grenzen zu halten. Bei Störungen im System ist die NZ verlängert. Panjabi geht davon aus, dass durch Muskelaktivität die NZ wieder in ihre physiologische Grenze gebracht werden kann.
Hypermobilität und Strukturelle Hypermobilität
Unter einer Hypermobilität versteht man ein überdurchschnittliches Ausmaß der Beweglichkeit (Rotatorisch) in einer physiologischen Bewegungsrichtung mit einem normalen Verhalten des Widerstandes, also des 1. Stopps.
Im Gegensatz dazu kommt es bei einer strukturellen Hypermobilität (Instabilität) zu einer vergrößerten NZ und einem Verlust an Steifigkeit im Gelenk. Der 1. Stopp tritt dabei später auf. Diese Veränderung findet im passiven System statt. Bei einer strukturellen Instabilität (Hypermobilität) liegt keine keine klinische Instabilität vor, wenn die anderen beiden Systeme die Kontrolle behalten und keine Defizite aufweisen. Zum Beispiel kann ein Patient einen Kreuzbandriss erlitten haben ohne das dieser Riss zu einem Instabilitätsgefühl führt.
Klinische (Funktionelle) Instabilität
Bei einer klinischen (funktionellen) Instabilität kommt es zu einer Störung des aktiven und neuralen Systems. Dabei kommt es zu einer symptomatischen Instabilität. Dies ist möglich auch ohne das ein struktureller Schaden (Instabilität) vorliegt. So kann z.B. ein Patient eine Instabilität im Kniegelenk haben, ohne das dem ein struktureller Schaden zu Grunde liegt.
Zusammenfassend lässt sich also festhalten: Eine strukturelle Instabilität ist nicht immer symptomatisch und eine klinische (funktionelle) Instabilität beruht nicht immer auf einer strukturellen Instabilität.
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Hallihallo, danke für die knackige tolle Aufklärung. Lerne gerade fürs Examen.