Letzten Monat auf dem 3. „Hüftkurs Charité“, einer jährlichen Veranstaltung, eingerichtet durch Ärzte der Charité Berlin, sprach Dr. Krüger über ein Syndrom, dessen Symptome sich fast eins zu eins mit denen einer Patientin deckten, die ich tags vorher untersucht hatte.
Dass es sich bei den Symptomen dieser Patientin um ein muskuläres und nicht um ein articuläres Problem handelte, war bei der Untersuchung klar geworden. Dass dieses klinische Bild einen Namen hat war mir nicht bekannt; Das „TPS“ also.
TPS steht für Trochanteric Pain Syndrom.
Die Patienten, häufiger weiblich als männlich, haben einen lateralen Hüftschmerz, ausstrahlend in den Tractus Iliotibialis. Die Schmerzen treten vor allem bei Belastungen auf, wie längeres Laufen, Treppen steigen oder längeres Stehen. Oft können die PatientInnen nicht auf der Seite liegen.
Nur in 4 % der Fälle ist die Bursa subtrochanterika der Übeltäter, im gleichen Bereich liegt die Coxa saltans, die auf eine Verdickung des Tractus zurückzuführen ist.
In den meisten Fällen geht es um eine Ansatztendopathie der kleine Gluteen und des M. Piriformis . Sie umrunden mit ihren Sehnen den gesamten Trochanter, in der Mitte von lateral aus gesehen ist eine muskelfreie Zone.
In der klinischen Untersuchung kann der Schmerz im genannten Ansatzbereich bei der Palpation provoziert werden. In den betroffenen Muskeln findet man Triggerpunkte und/oder Bereiche, in denen der Tonus verändert ist.
Die Widerstandstests zeigen eine deutliche Herabsetzung der Kraft für die Abduktion.
Folgendes LAG-Sign ist vorhanden wenn insbesondere der M. Gluteus Medius betroffen ist: Der Patient ist nicht in der Lage, die in Seitlage passiv eingestellte Extention mit Innenrotation aktiv zu halten. Oft zeigen die Patienten einen Trendelenburg beim Gehen.
Die artikuläre Funktionsuntersuchung der Hüfte ist, wenn keine andere Hüftpathologie wie Arthrose oder Impigment vorliegt, unauffällig. Das TPS ist ein für sich stehendes Krankheitsbild. Die Ursache liegt in einer Degeneration der Sehnen, die mit zunehmendem Alter fortschreitet. Diese Degeneration bleibt bei vielen Menschen ohne Symptome.
Wenn es zu einer Symptomatik gekommen ist, ist das Problem langwierig. Die Beschwerden können bis zu einem Jahr anhalten. Es zeigen sich Parallelen in der Symptomatik bei degenerativen Veränderungen an der Rotatorenmanschette der Schulter.
Als bildgebendes Verfahren bietet sich das MRT an, da es eine hohe Sensitivität und Spezifität für muskuläre Abweichungen hat. Flüssigkeitsansammlungen sind im Sehnenbereich sichtbar.
Was tun? Wie auch bei anderen Sehnenbeteiligungen an der Schmerzsymptomatik, bringen Kortisonspritzen kurzfristig gute Resultate. Folgeuntersuchungen nach einem Jahr zeigen aber keinen Vorteil für diese Therapiemaßnahme. Eine Vielzahl von Weichteiltechniken stehen uns zur Verfügung: z.B. Querfriktionen, Quermassage oder Funktionsmassage. Zur Behandlung gehört auf jeden Fall ein Training für die betroffene Muskulatur. Wenn wir die Muskeln nicht beanspruchen, werden sie verfetten und keine adäquate Antwort auf die Alltagsbelastung, insbesondere das Gehen bieten. Ruhe ist in den seltensten Fällen die Lösung für eine dauerhafte Verbesserung.