Eine U.S. amerikanische Studie zeigt, dass eine verstärkte lumbale Lordose ein Risikofaktor bei gesunden Personen für die Entwicklung von lumbalen Rückenschmerzen bei Aktivitäten, die mit längerem Stehen verbunden sind, darstellt.
Insgesamt 57 gesunde Personen (28 Frauen/29 Männer) wurden rekrutiert und in die Studie eingeschlossen. Die Proband/en/innen waren durchschnittlich 24 Jahre alt, hatten einen BMI von 23 und eine Durchschnittsgröße von 172 cm. Sie durften in Ihrem Leben noch keine Episode mit Rückenschmerzen, die (1) einer konservativen Therapie bedurfte oder (2) drei oder mehr aufeinanderfolgende Tage Schul- bzw. Arbeitsausfall oder (3) Alltagseinschränkungen nach sich zogen, aufweisen. Weiterhin wurden Proband/en/innen mit aktuellen Rückenschmerzen und/oder einem Body Mass Index > 30 ausgeschlossen.
Zu Beginn der Studie wurde die lumbale Lordose aller Teilnehmer/innen mit Hilfe von retroflektiven Markern, die auf der Haut über L1, L3 und L5 platziert wurden und einer Kamera, die die Position der Marker erfasste, vermessen. Danach bekamen die Proband/en/innnen für zwei Stunden leichte Arbeitsaufgaben im stehen (Karten mischen, Sortieren von Pokerchips etc.), die sich mit Phasen statischem Stehens abwechselte. Die Phasen dauerten jeweils 15 Minuten und folgten zufällig, mittels einer Randomisierungsliste, aufeinander. Die Teilnehmer/innen konnten so oft wie nötig Ihr Körpergewicht verlagern, mussten aber zwei Stunden Ihre Füße am Boden halten.
Neben dem Krümmungswinkel der Lumballordose, wurden mögliche auftretende Schmerzen mittels der visuellen Analogskala und die physische Aktivität mit dem Baecke Questionnaire of Habitual Physical Activity beurteilt.
Die Ergebnisse zeigten, dass sich bei 24 Teilnehmer/innen (42%) während der Untersuchungsdauer von zwei Stunden Rückenschmerzen entwickelt hatten, dabei waren alle Proband/en/innen zu Beginn der Untersuchung schmerzfrei. Im Vergleich zu den schmerzfreien Personen hatten die „Schmerzentwickler“ einen größeren lumbalen Krümmungswinkel von durchschnittlich 4,37°. In dieser Gruppe zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Krümmungswinkel der Lendenwirbelsäule und den maximalen Schmerzangaben der Proband/en/innen (je größer die Krümmung, desto größer der VAS Score).
Kommentar:
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die genaue Beurteilung der Position der Lendenwirbelsäule und der gesamten Körperhaltung in der Untersuchung von Personen, die bei längeren stehenden Belastungen lumbale Rückenschmerzen entwickeln, ein wichtiges Element darstellt. Dadurch können Informationen über die Belastungssituation der symptomatischen Region gewonnen werden. Studien an Leichen zeigten, dass kleine Veränderungen in der Stellung der Wirbelkörper zueinander zu einer verstärkten Belastung der posterioren Elemente der Wirbelkörper führen können, wodurch das innervierten Gewebe der Lendenwirbelsäule erhöhtem Stress ausgesetzt wird, was wiederum zur Entwicklung von Symptomen ohne auslösendes Trauma führen kann (Adams und Hutton 1980, Adams 2004).
Durch den von Sorensen et al. (2015) gefundenen Zusammenhang zwischen der Größe des lumbalen Krümmungswinkels und der Schmerzintensität kann eine gegebenenfalls notwendige Korrektur, sowie eine Verhaltensänderung, das Behandlungsergebnis und die Prognose von Rückenschmerzpatienten und asymptomatischen Personen, die den oben genannten Belastungen ausgesetzt sind, positiv beeinflussen.
Also immer schön auf die Haltung achten! Viel Spaß beim analysieren Eurer Patienten!
Literatur:
Adams MA. Biomechanics of of back pain. Acupunct Med 2004; 22: 178-188.
Adams MA, Hutton WC. The effect of posture on the role of the apophysial joints in resisting intervertebral compressive forces .J Bone Joint Surg Br 1980; 62: 358-362.
Sorensen et al.. Is lumbar lordosis related to low back pain development during prolonged standing?. Manual Therapy 2015; 20: 553-557.
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